Nein, wir bleiben am schönen Worthersee und zeigen dir hier wie "Vor-österliches Brauchtum" am Palmsonntag in Kärnten gelebt wird.
Hast Du auch einen?
Vielleicht sogar einen selbst gebundenen?
Kaufst Du Deinen am Markt? Oder ist „Palmbuschen“ überhaupt ein Fremdwort für dich?
Die Geschichte dahinter
„Als an nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige und gingen ihm entgegen und riefen: Hosianna!“ (Joh 12:12) – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.mgb.home.de)
Wie in der Bibel berichtet, ist Jesus vor rund 2000 Jahren auf einer Eselin in die Stadt Jerusalem geritten – gefeiert vom Volk, das ihm sogar seine Kleider und große Palmzweige auf dem Weg ausbreitete, nur damit der „König Israels“ auf keinen Fall die staubige Straße berühren musste. Er, der Wunder wirkte und den Frieden brachte, sollte gebührend behandelt werden.
Die Menschen breiteten ihre Kleider aus und legten Palmzweige auf den Boden, um Jesus gebührend zu empfangen – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.vitajesu.files.wordpress.com)
Die Menschen jubelten und waren voll Freude. Wie einen Gott feierten sie ihren König – ihn, den Herrlichsten von allen.
Der Palmsonntag
Die Erhöhung und Erniedrigung Jesu – das ist das Thema des Palmsonntages. Hochgelobt und gefeiert zieht er ein und nicht einmal eine Woche später wird er von demselben Volk zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Die gesamte Passionsgeschichte wird seit dem 10. Jahrhundert in der Messe am Palmsonntag erzählt und nachgespielt. An diesem Tag, an dem reine Freude herrschte und niemand außer Jesus selbst wusste, was bald darauf geschehen würde.
Palmzweige
Schon seit dem Altertum galten Palmzweige als Siegeszeichen. So wurden sie z.B. bereits 300 v. Chr. siegreichen römischen Soldaten verliehen.
Papst Franziskus mit seinem Palmzweig – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.br.de)
Papst Franzsikus eröffnet die Karwoche – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.br.de)
Auch heute noch beginnt die Liturgie dieses Jubeltages mit der Palmweihe, nur dass inzwischen in unseren Breiten die Palmzweige etwas anders aussehen als das Original.
Der Palmbuschen
Sal-Weide, Buchsbaum, Tujen, Kranawett – ein Palmbuschen nach Salzburger Vorbild – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.cdn.salzburg.com)
So werden in den verschiedensten Gegenden unseres Landes auch unterschiedliche Palmbuschen gebunden. Allen gemeinsam ist das frische junge Grün aus der Region, das dabei verwendet wird.
In Kombination mit den männlichen Blüten der Sal-Weide – bei uns lustigerweise als Palmkätzchen (und nicht Palmkater) bekannt – und verschiedenstem Dekorationsmaterial, entsteht ein dichter, farbenfroher „Buschen“, der im Zuge der Palmprozession in die Kirche getragen und dort geweiht wird.
Mieminger Bub mit seinem Buschen – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.steirerhof-mieming.at)
Der Sal-Weide wurde übrigens bereits in vorchristlicher Zeit Zauberkraft zugeschrieben – so sollte sie schon damals vor bösen Geistern schützen und auch gegen bestimmte Krankheiten helfen. Bei Halsschmerzen schluckte man zum Beispiel die einzelnen Kätzchen in der Hoffnung auf Besserung. Ob’s geholfen hat?
Die „Zutaten“
Mieminger Palmbuschen – gebunden am Steirerhof – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.mieming-online.at; Fotograf: Knut Kuckel)
Beim Palmbuschen in Mieming darf Erika nicht fehlen – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.mieming-online.at; Fotograf: Knut Kuckel)
Die Bad Ischler Bauern bringen ihre „Krampen“ zur Weihe: Bis zu 5 Meter hohe Weidenstämme werden hier zu einem einzigen Stamm zusammen gebunden und mit Äpfeln und Kräutern geschmückt – foto gefunden auf und verlinkt mit www.villaseilern.at)
Beim Bad Ischler Stanglpalm werden Äpfel auf vier Elsbeerenstecken befestigt und mit Kräutern verziert. Als Stangl wird häufig ein Haselnuss-Stock verwendet – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.goldenerochs.at)
Palmbuschen, wie wir sie kennen – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.oekastatic.orf.at)
Jede Region hat also ihren eigenen traditionellen Buschen. Die „Zutaten“ dazu werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Bei uns in Pörtschach wurde das Palmbuschen-Brauchtum bis vor Kurzem von einem sehr engagierten Verein – dem PPBBV (Pörtschacher Palmbuschen Binder-Verein) unter der Leitung von Obmann James Tennant und der Aufsicht der ehemaligen Kindergarten-Leiterin Doris Rauter – alljährlich unter Einsatz sämtlicher Kräfte hochgehalten.
Die Position des Brezn-Beauftragten hatte dabei natürlich der Pörtschacher Bäcker und Palmbuschen-Veteran Martin Wienerroither inne.
Die Kunst des Bindens wird von Generation zu Generation weitergegeben – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.zartbitter.co.at)
Wir selbst haben unseren Palmbuschen noch gemeinsam mit unserem Vater am Samstag vor der Prozession gebunden.
Wichtig dafür waren ein schöner, gerader Haselstecken, der von uns mit Schnitzereien und einem violetten Band verziert wurde,
Palmkätzchen,
Kranawett (=Wacholder),
Buchsbaumzweigerl,
Tujenzweigerl,
ein glänzender Apfel und
buntes „Gschobat“ (= gefärbte Holzspäne, die sich zu Locken einringeln). Daran merkt man auch den Salzburger Einfluss, der von Seiten unserer Großeltern her kam.
Ohne „Gschobat“ kein Palmbuschen – (foto gefunden auf und verlinkt mit www.cdn1.salzburg24.at)
Ganz zum Schluss wurden dann die Palmbrezen an den Buschen gebunden. Das sind einfache Fastenbrezen ohne Streusalz, etwas kleiner gehalten, die nur am Tag vor Palmsonntag bei uns gebacken werden.
Ich weiß es noch, als wäre es erst gestern gewesen, mit wie viel Freude und welch stolzgeschwellter Brust wir mit unseren Palmbuschen zur Kirche getrabt sind – so hoch wie nur möglich in den blauen Himmel gehoben.
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