oder … wenn der Vater mit dem Sohne.
Ein runder Geburtstag steht an: 80 Jahre Wienerroither! Grund genug, uns einmal die zwei Bäcker in der Familie Wienerroither vorzuknöpfen und sie – in äußerst angenehmer Umgebung – ein wenig auszufratscheln. E voilà – Martin & Martin im Interview. Viel Vergnügen!
Martin II (senior) und Martin III (junior) im Sommergespräch an unserem wunderschönen Wörthersee
Was für ein Gefühl ist es für Euch, den Wienerroither bereits in dritter Generation so gedeihen zu sehen?
Martin III: Ein gutes! Es ist richtig schön, dass ich die Chance habe, so einen Betrieb weiter zu führen und dabei zu sehen, dass „es aufgeht“.
Martin II: Ich persönlich erlebe es – vor allem in der heutigen Zeit – als ein besonderes Privileg und eine wunderschöne Erfahrung.
Warum gerade Bäcker?
Martin III: Der Bäckereibetrieb hat sich natürlich angeboten …. Danach folgte bei mir die Leidenschaft. Sie hat sich sozusagen Schritt für Schritt eingeschlichen und daraus wurde Liebe.
Martin II: Ganz einfach: Weil mein Vater es gesagt hat (lächelt). Ich war ja von Kindesbeinen an im Betrieb integriert, er war mein Lebensumfeld. Ich hatte kleine Dienste in der Bäckerei auszuführen. Vorgelebt und vorgegeben hat es also immer mein Vater, der auch nach meiner Schulzeit mit gewissem Weitblick dafür gesorgt hat, dass ich eine Lehre beginne.
Hattet Ihr ursprünglich einen anderen Berufswunsch?
Martin III: Jede Menge. Meine Berufswünsche haben sich so halbjährlich geändert (vom Lokführer im zarten Kindesalter zum Fußballprofi zum Barkeeper zum Tauchlehrer….). Geworden ist es aber dann eben doch Bäcker!
Martin II: Es gab nie einen anderen Berufswunsch. Die Frage stellte sich mir einfach nicht. Wenn ich heute darüber nachdenke, was mich außerdem noch interessiert hätte, wäre das vielleicht die Tischlerei (ich liebe Holz) oder das Gärtnern, das ich ja inzwischen zu meiner Hauptbeschäftigung gemacht habe.
Wann fing dann Euer Bäckerherz an zu schlagen?
Martin III: Bei meiner Lehre in Lienz hat es angefangen, mir zu gefallen. So richtig zu schlagen begonnen hat es wohl, als ich dann auch selbst etwas entscheiden durfte.
Martin II: Ich bin mit einem Bäckerherzen geboren.
Was gefällt Euch am meisten am Bäckerberuf? Was fasziniert Euch?
Martin III: Jeder Tag ist neu und spannend. Man kann sich als Bäcker überall auf der Welt Neues ansehen, vieles ausprobieren. Das kommt meiner Reiselust und Experimentierfreude sehr entgegen.
Martin II: Die Vielfalt in den Rezepten und deren Ausführungen, die vielen täglichen Herausforderungen in der Bäckerei, die große Sensibilität bei den Abläufen: das G’spür muss einfach stimmen, weil es eben ein LEBENSmittel ist, mit dem man zu tun hat. Und das Leben ist halt nicht immer gleich.
Welches ist das für Euch größte Problem, dem Ihr Euch als Bäcker stellen müsst/musstet?
Martin III: Definitiv das Aufstehen!
Martin II: (lacht) …ebenso! Und für mich kommt auch noch mein Mangel an buchhalterischem Wissen hinzu. Ich habe handwerklich geführt und nicht über Zahlen. Das war zu bestimmten Zeiten, vor allem mit zunehmender Größe des Betriebes, sicher ein Manko.
Nennt eine Eigenschaft, die Euch am anderen am besten gefällt?
Martin III: Papa, Deine Ruhe gefällt mir am besten.
Martin II: Es gibt so vieles, was ich an dir bewundere – innerhalb und außerhalb des Berufslebens. Da kann ich einfach nicht nur eine Eigenschaft herauspicken.
Könnt Ihr jeweils den Führungsstil des anderen beschreiben?
Martin III: Also Papa, für mich hast Du wesentlich ruhiger als Opa geführt. Und die Mitarbeiter haben Dich aufgrund Deines immensen Fachwissens immer respektiert. Du warst ja mitten drin im Geschehen!
Martin II: Ich bewundere Dich. Ich habe das Gefühl, Du bist für die heutige Zeit die richtige Person am richtigen Platz. Deine Ruhe und Gelassenheit sind super. Von Deiner Mannschaft wirst Du akzeptiert und Dein Erfolg gibt Dir Recht.
Was liebt/liebtet Ihr an Eurer Selbständigkeit am allermeisten?
Martin III: Dass „I ånschåffn kånn“ (lacht). Das war einer meiner Gründe pro Selbständigkeit. Ich wollte nicht das machen, war mir jemand sagt. Einzig der Erfolg oder Misserfolg sind meine Indikatoren. Ich bin dafür verantwortlich.
Martin II: Selbständigkeit ist für mich die Fundgrube der Kreativität. Ich brauche diese Freiheit. Ich lasse mich nicht gerne einzwängen. Freie Zeiteinteilung, freie Entscheidung, wohin der Weg geht. Das gefällt mir.
Welchen persönlichen Wunsch habt Ihr für Eure Firma?
Martin III: Da bin ich ganz egoistisch: Ich wünsche mir, dass es mir weiterhin so viel Spaß macht. Dann funktioniert auch alles.
Martin II: Mein Wunsch ist es, dass der Wienerroither für uns alle ein Stück Heimat ist und bleibt.
Könnt Ihr den Wienerroither in drei Worten beschreiben?
Martin III: Ma – guat!
Martin II: Nur zwei? 3 + 3 = 6. Da bleibt mir ja noch ein Wort (lächelt) : Dein – Bäck‘ – im – Ort
Welches ist jeweils Euer nächstes Ziel?
Martin III: Ich habe eigentlich ein permanentes Ziel: nämlich die Qualität immer weiter zu steigern, indem ich neue handwerkliche Verfahren kennenlerne und teste. Das Know How zu erweitern, anstatt der Zutatenliste. Mein Ziel ist dranbleiben – immer.
Martin II: Für mich gibt es viele Ziele bzw. sind dies eigentlich eher Herzensangelegenheiten – z.B. dass unser Betrieb in diesem guten Klima weiter besteht und dass meine Hobbies auch in der Zukunft mir und anderen Freude bereiten.
Was bedeutet eigentlich Erfolg für Euch?
Martin III: Erfolg für mich ist Spaß an der Arbeit. Wie bereits gesagt, es ist ein Kreis, der sich schließt: wenn ich Erfolg habe, macht es Spaß und wenn ich Spaß hab‘, hab‘ ich (meistens) auch Erfolg.
Martin II: Erfolg ist für mich die Zufriedenheit in meinem Tun.
Und was macht Euch stolz?
Martin III: Alles. Zum Beispiel dass wir alle ein gutes Leben leben, dass – wie ich glaube – auch unsere Mitarbeiter gerne mit dabei sind, dass es unserer Familie gut geht, dass unser Familienbetrieb mit der Region fest verwurzelt ist , … etc.
Martin II: Die Anerkennung meiner Kunden macht mich stolz und das Eingebettet-Sein in einer wunderschönen Region.
Man hört ja immer wieder vom „Bäckersterben“. Wie seht Ihr eigentlich die Zukunft für Handwerksbäcker?
Martin III: Wenn man sich abhebt, sich traut, etwas anders zu machen, sehe ich nur Gutes für den Beruf des Bäckers. Wichtig wäre, dass er endlich wieder als spannend wahrgenommen wird. Wir müssen junge Leute dafür begeistern!
Martin II: Spannend und herausfordernd! Brot wird sicher immer gegessen, egal wer es bäckt. Wir hoffen natürlich, dass wir Bäcker es backen dürfen.
Was würdet Ihr Jugendlichen heutzutage generell im Hinblick auf ihre Ausbildung raten?
Martin III: Dass sie versuchen, eine praxisorientierte Ausbildung zu erhalten. Ich halte nicht viel von zu viel theoretischem Schnickschnack. Man muss sich trauen, auch etwas zu tun. „Just do it“, wie schon Nike sagt. Probieren geht für mich über Studieren. Theorie allein ist zu wenig.
Martin II: Mir wäre wichtig, dass, sobald man sich für einen Beruf entscheidet, man darauf neugierig bleibt – und zwar ein Leben lang. Nicht sofort die Flinte ins Korn werfen, wenn es mal nicht so rosig ist. Weitermachen, nach vorne schauen!
Könnt Ihr drei Vorteile nennen, die aus einer Bäckerlehre erwachsen?
Martin III: Es ist ein zukunftssicherer Beruf – jeder Tag ist interessant – die Welt steht einem offen.
Martin II: Martin hat das für mich perfekt formuliert, dem ist nichts hinzuzufügen. Das Interesse für die Vielfalt der Bäckerei muss da sein, dann kann man sich eigentlich in jede Richtung entwickeln.
Wir danken den zwei „Bäckn vom See“ für das Gespräch und gratulieren schon mal zu 80 Jahren Wienerroither!
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